👻 Antideutsch 👻 –  Podiumsdiskussion über einen strapazierten Begriff

Dienstag, 04. Oktober 2022 – 19:00 Uhr, Rote Flora

 
 
Vor 32 Jahren wurde die DDR formal aufgelöst und an die BRD angegliedert. Im Nachgang des als „Wiedervereinigung“ in die Geschichtsbücher eingegangenen Ereignisses entstand in der hiesigen radikalen Linken eine Strömung, deren Name bis heute durch die politische Diskussion geistert: „Antideutsch“. Hatte die so bezeichnete Bewegung mit ihrer Parole „Nie wieder Deutschland“ in den 1990ern noch eine größere Sprengkraft, ist das Label „antideutsch“ in der Linken heute häufig nicht wesentlich mehr als eine Projektionsfläche und wahlweise ein Synonym für „irgendwie israelsolidarisch“ (Hengameh Yaghoobifarah), spalterisch oder gar rechts. Mit einigen ihrer Positionen haben „die Antideutschen“ Diskussionen in der radikalen Linken anstoßen können, die auch nachhaltigen Einfluss auf das Selbstverständnis anderer Strömungen nehmen konnte. Manches wiederum fiel unter den Tisch oder wurde etwa im Zuge von Retraditionalisierungsprozessen der radikalen Linken wieder in Frage gestellt.
 
Wir wollen an diesem Abend mit JustIn Monday sowie dem Antifaschistischen Frauenblock Leipzig ins Gespräch kommen, Fragen zur Geschichte und Gegenwart dieser Strömung erörtern und Perspektiven diskutieren. Wie ist diese überhaupt entstanden? Wie erlangte sie insbesondere in den Großstädten der neuen Bundesländern, wie Leipzig oder Halle, ihre relative Stärke? Welche Rolle spielen die Wandlungen der Kämpfe, welche die radikale Linke unter veränderten Bedinungen führt für ihre Rezession? Warum eignet sich der Begriff trotz seiner Bedeutungseinbußen weiterhin als Schreckgespenst? Und was gibt es aus der Beschäftigung mit der antideutschen Linken für die gegenwärtigen und sich abzeichnenden Kämpfe zu lernen? Ist der Begriff überhaupt noch zu retten, oder hat er seinen Zweck schon lange erfüllt?
  
  • Der AFBL (Antifaschistischer Frauenblock Leipzig) ist eine antideutsche, feministische Frauengruppe, die als Kritik an männlicher Dominanz in der linken Szene gegründet wurde um feministische Perspektiven innerhalb linker Debatten einzunehmen und stark zu machen. Die Schwerpunkte des AFBL lagen in der Vergangenheit zudem in der Auseinandersetzung mit deutscher Geschichtspolitik, Kritik am Projekt Europa und der Rolle Deutschlands darin sowie Antisemitismus und Antiamerikanismus.
  • JustIn Monday schrieb in der Vergangenheit u.a. für Jungle World, Exit! und Phase 2. In  der Konkret 10/20 schrieb er über die erzwungene Radikalisierung, die nach der deutschen Wiedervereinigung zur Enstehung der antideutschen Linken führte.
 
04.10.2022 – 19 Uhr (18:30 Einlass) – Rote Flora
 
Bringt Euch eine warme Jacke mit. Wir freuen uns außerdem, wenn Ihr vor dem Besuch der Veranstaltung einen Corona-Schnelltest macht.